Am 26. Februar 2020 trafen sich Politiker, Wissenschaftler, Verwaltungskräfte, Vertreter der Tourismusbranche und Vertreter des NABU, um über das Thema „Munitionsaltlasten in der Ostsee – alles im Griff?“ zu berichten und zu diskutieren. Dieses Thema war in der Vergangenheit nur für die wissenschaftliche Seite aktuell, gerade die Tourismusfachleute verdrängten das Thema immer wieder gerne.
In der Ostsee vor Deutschland lagern immerhin rund 300.000 Tonnen konventionelle Munition und rund 20.000 Tonnen chemische Kriegswaffen aus dem 1. und 2. Weltkrieg. Sie stellen eine große Gefahr für Mensch und Meeresumwelt dar. Bei einer Länge der deutschen Ostseeküstenlinie von über 400 km ist es kein Wunder, dass Urlauber und Einheimische immer mal Munitionsreste am Strand finden. Gerade der Fund von „Weißem Phosphor“ birgt ein nicht geringes Potential, ein gesundheitliches Risiko auszulösen. Ebenso kritisch wird daher der Bau von Offshore- Anlagen, der Bau von Nordstream 2 und auch der Bau des Fehmarn Belt Tunnels gesehen.
Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, dass für die Fische in dem Gebiet der gelagerten Altmunition neue Lebensräume entstanden sind und sie dort ihren Laich ablegen. Durch die fortgesetzte Korrosion zersetzen sich die Metallhüllen der unterschiedlichen Munition und hochgiftige krebserregende Substanzen werden freigesetzt. Diese lassen sich jetzt auch in der maritimen Nahrungskette nachweisen. Diese angesprochene Korrosion macht es unmöglich, dass eine Bergung und fachgerechte Entsorgung noch von Tauchern vorgenommen werden kann.
Die Industrie ist jetzt gefordert, ferngesteuerte Gerätschaften zu entwickeln, die eine gefahrlose Bergung möglich machen. Die Möglichkeit, die Altlasten durch Sprengung zu vernichten, birgt noch größere Risiken. Wie Wissenschaftler herausfanden, ist die toxische Belastung des Meeres nach Sprengungen deutlich höher.
Die Bundesländer Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein haben eine engere Zusammenarbeit vereinbart. Auch auf bundes-, EU- und internationaler Ebene wurden Aktivitäten und Übereinkommen festgelegt und getroffen, die sich mit dem Thema „Munition im Meer“ beschäftigen. Die Mühlen mahlen jedoch langsam und so wird es wohl noch eine geraume Zeit dauern, bis dieses leidige Thema überwunden werden kann. Jedenfalls ist die Verdrängung des Problems keine Lösung.